Es gibt ja Advent- und Weihnachtsgedichte ohne Ende
Meine Frage, hattet ihr auch ein Lieblingsgedicht und welches?
Ich mochte dieses Gedicht/Lied immer sehr gerne:
Kaschubisches Weihnachtlied
Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande, wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren! Sieh, du hättest nicht auf Heu gelegen, Wärst auf Daunen weich gebettet worden. Nimmer wärst du in den Stall gekommen, Dich am Ofen stünde warm dein Bettchen, Der Herr Pfarrer käme selbst gelaufen, Dich und deine Mutter zu verehren! Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten! Müsstest eine Schaffellmütze tragen, Blauen Mantel von Kaschubisch Tuche, Pelzgefüttert und mit Bänderschleifen. Hätten dir den eignen Gurt gegeben, Rote Schuhchen für die kleinen Füße Fest und blank mit Nägelchen beschlagen! Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten! Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten! Früh am Morgen weißes Brot mit Honig, Frische Butter, wunderweiches Schmorfleisch, Mittags Gestengrütze, gelbe Tunke. Gänsefleisch und Kuttelfleck mit Ingwer, Fette Wurst und goldne Eierkuchen, Krug um Krug das starke Bier aus Putzig! Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten! Und wie wir das Herz dir schenken wollten! Sieh, wir wären alle fromm geworden, Alle Kniee würden sich dir beugen, Alle Füße Himmelswege gehen. Niemals würde eine Scheune brennen, Sonntags nie ein trunkner Schädel bluten, – Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande, Wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!
Mir gefällt mir diese Geschichte, ich habe sie bei der Weihnachtsfeier bei den Landfrauen vorgelesen und bekam viel Beifall und Zustimmung.
Die Apfelsine des Waisenknaben von Charles Dickens (7.2.1812 - 9.6.1870 ) eingesandt von Christina Oberfeld
Schon als kleiner Junge hatte ich meine Eltern verloren und kam in ein Waisenhaus in der nähe von London. Es war mehr als ein Gefängnis. Wir mussten 14 Stunden täglich arbeiten - im Garten, in der Küche, im Stall, auf dem Felde. Kein Tag brachte eine Abwechslung, und im ganzen Jahr gab es für uns nur einen einzigen Ruhetag. Das war der Weihnachtstag. Dann bekam jeder Junge eine Apfelsine zum Christfest. Das war alles, keine Süßigkeiten, kein Spielzeug. Aber auch diese eine Apfelsine bekam nur derjenige , der sich im Laufe des Jahres nichts hatte zu schulden kommen lassen und immer folgsam war. Die Apfelsine an Weihnachten verkörperte die Sehnsucht eines ganzen Jahres. So war wieder einmal das Christfest herangekommen. Aber es bedeutete für mein Knabenherz fast das Ende der Welt. Während die anderen Jungen am Waisenvater vorbeischritten und jeder seine Apfelsine in Empfang nahm, musste ich in einer Zimmerecke stehen und zusehen. Das war meine Strafe dafür, dass ich eines Tages im Sommer hatte aus dem Waisenhaus weglaufen wollen. Als die Geschenkverteilung vorüber war, durften die anderen Knaben im Hofe spielen. Ich aber musste in den Schlafraum gehen und dort den ganzen Tag über im Bett liegen bleiben. Ich war tieftraurig und beschämt. Ich weinte und wollte nicht länger leben. Nach einer weile hörte ich Schritte im Zimmer. Eine Hand zog die Bettdecke weg, unter der ich mich verkochen hatte. Ich blickte auf. Ein kleiner Junge namens William stand vor meinem Bett, hatte eine Apfelsine in der rechten Hand und hielt sie mir entgegen. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Wo sollte eine überzählige Apfelsine hergekommen sein? Ich sah abwechselnd auf William und auf die Frucht und fühlte dumpf in mir, dass es mit der Apfelsine eine besondere Bewandtnis haben müsse. Auf einmal kam mir zu Bewusstsein, dass die Apfelsine bereits geschält war, und als ich näher hinblickte, wurde mir alles klar, und Tränen kamen in meine Augen, und als ich die Hand ausstreckte, um die Frucht entgegenzunehmen, da wusste ich, dass ich fest zupacken musste, damit sie nicht auseinander fiel. Was war geschehen? Zehn Knaben hatten sich im Hof zusammengetan und beschlossen, dass auch ich zu Weihnachten meine Apfelsine haben müsse. So hatte jeder die seine geschält und eine Scheibe abgetrennt, und die zehn abgetrennten Scheiben hatten sie sorgfältig zu einer neuen, schönen runden Apfelsine zusammengesetzt. Diese Apfelsine war das schönste Weihnachtsgeschenk in meinen Leben. Sie lehrte mich, wie trostvoll echte Kameradschaft sein kann.
Ich hatte heute morgen Sport, Ritter Sport, 2 Tafeln.