Mythos Mittagshitze: Die wärmste Zeit des Tages sind nicht die Mittagsstunden
Morgen, Mittag, Nachmittag, Abend: Wann ist die Tagestemperatur eigentlich am höchsten? Überraschenderweise ist die heißeste Zeit des Tages nicht die oft genannte Mittagshitze. "Lasst uns lieber erst am Nachmittag ins Freibad gehen, in der Mittagshitze ist es viel zu heiß!"
Sätze wie diese haben wir im Laufe unseres Lebens oft gehört und sind uns deshalb sicher: Die Mittagsstunden sind in Sachen Hitze die gefährlichste Zeit des Tages. Das ist allerdings ein Irrglaube, Mittagshitze ist reiner Mythos.
Richtig heiß ist es zwischen 17:00 und 18:00 Uhr Die heißeste Zeit des Tages ist im Sommer nämlich gar nicht mittags, sondern erst nachmittags. Das gilt für ganz Mitteleuropa, denn der Sonnenhöchststand findet hier überhaupt erst gegen frühen Nachmittag statt.
"Durch die Sommerzeit verschiebt sich bei uns zum einen der Zeitpunkt des Sonnenhöchststandes auf gegen 13:30 Uhr, nicht wie oft angenommen 12:00 Uhr", erklärt Gudrun Mühlbacher, Leiterin des Regionalen Klimabüros München vom Deutschen Wetterdienst (DWD), im Gespräch mit unserer Redaktion.
Die Temperatur erreicht ihr Maximum allerdings nicht zeitgleich mit dem Höchststand der Sonne, sondern etwas verzögert. Die größte Hitze erleben wir somit erst gegen Abend, normalerweise zwischen 17:00 und 18:00 Uhr. "Nach 18:00 Uhr nimmt die Sonneneinstrahlung aufgrund des Einfallswinkels, also des Sonnenstandes, wieder ab", sagt Mühlbacher.
Zudem ist nicht die Sonne allein für die große Hitze verantwortlich. Erst wenn sie sowohl die Luft als auch den Boden aufgeheizt hat, steigt die Wärme deutlich an.
Sport besser nicht erst am Abend machen "Die Sonne heizt den Boden noch nach dem Sonnenhöchststand weiter auf. Die Luft erwärmt sich damit weiter vom Boden her aus, da der Erdboden die kurzwellige Sonnenstrahlung in langwellige Wärmestrahlung umwandelt und zurückstrahlt", so Mühlbacher.
Die Wärmespeicherung der Luft und der Erdoberfläche sorgen letztlich dafür, dass die Höchstwerte des Tages erst lange nach der sogenannten Mittagshitze erreicht werden.
Wetter-Experten raten deshalb dazu, Aktivitäten und körperliche Betätigungen besser auf den Morgen oder den Mittag zu legen.
Wann ist die kälteste Zeit des Tages? Ähnlich dem Mythos rund um die Mittagshitze kursiert das Gerücht, die kälteste Zeit des Tages würde gegen Mitternacht erreicht. Das stimmt jedoch nicht.
"Die tiefste Temperatur des Tages wird immer erst kurz nach Sonnenaufgang erreicht", sagt Mühlbacher. Während der Nacht sinkt die Temperatur allmählich, doch die vielen Untergründe wie etwa Straßen oder auch Zement geben weiterhin die Wärme ab, die sie über den Tag hinweg gespeichert haben.
Je länger der Sonnenuntergang zurückliegt, desto kälter wird es daher. "Wenn die Sonne dann langsam wieder aufgeht, ist der Einfallswinkel der Sonne noch zu spitz, um genügend solare Strahlung auf den Boden zu senden, der diese in Wärme umwandeln würde", erklärt Mühlbacher.
Die Sonnenstrahlen sind um diese Zeit also schlichtweg noch zu schwach, um eine Erwärmung zu bewirken. Erst zirka eine halbe Stunde bis Stunde nach dem Sonnenaufgang beginnen die Temperaturen wieder zu steigen.
"Es gibt natürlich Ausnahmen von dieser Regel, wenn beispielsweise Bewölkung vorhanden ist", ergänzt die Fachfrau vom DWD.
Verwendete Quellen:
Gespräch mit Gudrun Mühlbacher, Leiterin des Regionalen Klimabüros München vom Deutschen Wetterdienst (DWD) Von Nina-Carissima Schönrock Aktualisiert am 24. Juni 2019, 12:47 Uhr