Ich möchte mich erst einmal vorstellen: mein Name ist Freddy und ich bin ein Airedale- Terrier. Ich bin 9 Jahre alt ? also im gesetzten Alter ? so sagt man wohl bei den Menschen. Da ich aber ein Hund bin, beweise ich täglich, dass man in diesem Alter noch recht gut beieinander sein kann. Normalerweise lebe ich in einer Menschen-Familie mit Frauchen (der wichtigste Mensch in meinem Leben) und Herrchen und 2 kleinen Menschen. Aber von Zeit zu Zeit spricht meine Familie von *Urlaub machen *. Das bedeutet für mich, dass mein Körbchen woanders aufgestellt wird und zwar bei den Menschen, die von meiner Familie Oma und Opa genannt werden ! Mit diesem Umzug auf Zeit habe ich kein Problem, bedeutet es doch für mich: besonders leckeres Futter, mehrmals tägliche Spaziergänge, bei denen es viel zu schnuppern gibt und öfter mal Leckerlis zwischendurch, wenn ich der Oma besonders tief in die augen schaue..
Da ich nicht weiß, was meine Familie in ihrem Urlaub so macht, sich aber darauf freut, nenne ich es eben auch Urlaub, wenn ich zu Oma und Opa verlegt werde...So auch in diesem Jahr !
Die Hektik zu Haus war schon fast unerträglich. Frauchen hatte wenig Zeit..Herrchen bekam noch viele Aufträge, die er erledigen musste und die kleinen Menschen waren so aufgeregt, dass es für mich als älteren Hund schon lästig wurde. Man sprach davon, dass ich zu Oma und Opa sollte und wenn die Worte fielen; stand ich sofort reisefertig im Flur, damit es endlich losgehen konnte. Aber irgendwie dauerte und dauerte es. Aber endlich war es doch soweit...
Ich freute mich, als ich ins Haus von Oma und Opa kam. Mein Körbchen war schon da..auch meine Näpfe..und es gab viel zu riechen, weil kurz bevor ich kam, noch andere Menschen in dem Haus waren und das musste ich lokalisieren. Es roch überhaupt noch zu sehr nach Putzmitteln. Diese Tatsache war mir von den letzten Besuchen auch bekannt und ich erinnerte mich daran, dass ich selbst den Geruch in kürzester Zeit ändern konnte...Dann ging es in den Garten und auch dort erinnerte ich mich an die letzten Besuche und ich steckte mein Areal ab. Es gab früher auf dem Nachbargrundstück hübsche Pudeldamen , aber der Geruch war verschwunden ? nur meine Erinnerung war da. Ob die auch in Urlaub waren ? Es zog mich immer wieder zum Zaun hin und irgendwann sagte die Oma, dass die beiden Pudel im Hundehimmel wären ! Ich wollte das nicht glauben und guckte nach oben: Hunde, die fliegen können ?
Der erste Spaziergang lag an, ich freute mich und hatte es sehr eilig. Der Oma gefiel meine Eile wohl nicht besonders, wenn ich von Seite zu Seite schnupperte und eine Spur verfolgte. ?Freddy, langsam,? sagte sie dauernd und zog an der Leine. Manchmal sind Menschen eigenartig. Am Abend gab es Leberwurstbrot und noch eine Scheibe Wurst extra und die Oma stellte mir frisches Wasser hin . Es stand schon vorher Wasser da und ich weiß nicht, warum das schon wieder erneuert wurde. So richtig schmeckte das frische Zeug sowieso nicht, aber was soll´s ? Ein paar Schlucke, damit Oma beruhigt war, denn es war schon sehr heiß. Bei meiner ersten Garteninspektion hatte ich aber die Regentonne entdeckt und ich kam gerade so dran, dass ich trinken konnte ! Das Wasser hatte wenigstens Geschmack und bei jedem Gang durch den Garten, genoss ich das köstliche Getränk. Dafür hatte die Oma nur wenig Verständnis: ?Das Zeug stinkt?, sagte sie und putzte mir jedes Mal die Schnauze ab, wenn ich wieder ins Wohnzimmer wollte. Die Geschmäcker sind eben verschieden. Manchmal finde ich´s auch ungenießbar, was Menschen so futtern. Ich schaue ja immer genau hin, was so gegessen wird und meistens bekomme ich ein Stückchen, damit ich´s probieren kann. Oft bin ich aber enttäuscht, so wie von den hübschen roten Kugeln, die Oma anscheinend gerne isst. Sie knabberte eine nach der anderen weg und sagte zwischendurch: ?Freddy, das magst du nicht !? Wie bitte ? Woher weiß sie, was ich mag oder nicht ? Ich sah sie vorwurfsvoll an, bis sie mir ein angebissenes Stück gab. Ich nahm es mit auf den Rasen und kostete...pfui ? was war denn das ? Ich brauchte einen Riesenschluck aus der Tonne..Ok ? die Oma hatte diesmal recht !
Bei Oma und Opa steht mein Körbchen immer im Flur. Abends stellen sie vor den Eingang zum Esszimmer 2 Stühle und vor´s Wohnzimmer kommt ein Gitter. Damit ist klar, dass ich diese Räume nachts nicht betreten darf. Kein Hund weiß, warum das so ist. Ich lege mich nie auf Polster, weil ich´s zu Hause auch nicht darf. Also ? Vielleicht sollte ich mal beweisen, wie anständig ich mich benehmen kann. Über´s Gitter ging es nicht, weil man im Flur zu wenig Anlauf nehmen kann. Vielleicht bei den Stühlen ? Wenn ich mich ganz schmal mache und mit dem Bauch über den Boden rutsche....? Das ging tatsächlich und ich wartete im Wohnzimmer, gespannt, was die Oma sagen würde, wenn ich sie morgens von hier aus begrüßen würde.Sie machte anfangs einen belustigten Eindruck, wurde aber dann recht streng: es passte ihr also nicht ! Dabei hatte sie doch gesehen, dass ich nichts gemacht hatte. Ich wollte nur gerne an meinem Lieblingsplatz im Wohnzimmer neben der Gardine liegen. Ich liebe es einfach, wenn der leichte Stoff über meinen Bauch streichelt...Am nächsten Abend wurde ein Stuhl mehr vor die Tür gestellt ? auf Lücke und die Oma verschwand ins Bett, nicht ohne mir nochmal zu sagen, dass ich im Körbchen bleiben solle. War das nun ernst gemeint ? Oder wollte sie meinen Scharfsinn testen ? Nun war es dunkel und ich war müde ? aber morgen früh wollte ich mir die Sache doch mal genauer anschauen. Eine Leichtigkeit: es ging zwar nicht mehr gerade rüber zu rutschen , aber so schräge zur einen Seite hin. Da war die Lücke groß genug und ich kam ohne Probleme durch.... Oma war sauer ! Normalerweise machte sie das Gitter immer ab, wenn sie Frühstück zubereitete, aber heute ließ sie es vor und ich musste im Wohnzimmer bleiben und viel länger als sonst auf mein leckeres Leberwurstbrot warten. Das gefiel mir nicht und ich verbrachte die nächsten Nächte wieder im Flur. Da war essenstechnisch wieder alles in Ordnung.
Frauchen meint ja immer, dass ich mit fortschreitendem Alter schlechter höre! Ich lasse sie in dem Glauben, denn so gelingt es mir leichter, meinen Willen durchzusetzen. Bei Oma klappte das irgendwie nicht:. Sie flüsterte, wenn ich etwas machen sollte und in den ersten Tagen gehorchte ich sofort.Als Gast benimmt man sich ja dementsprechend gut. Am Ende meiner Urlaubszeit überhörte ich manches Kommando absichtlich (inzwischen war ich hier ja zu Hause ) und reagierte erst bei Wiederholungen. Das Gespräch zwischen Oma und Opa drehte sich dann öfter mal um mich und dabei fielen die Worte: * ADS ?.Macho-Hund ?. norddeutscher Dickschädel * ! Die Worte kannte ich nicht und obwohl ich beide durchdringend anschaute: ich bekam keine Erklärung dafür! Ich bin eben lebhafter als andere Hunde ! Da bin ich wohl erblich belastet und wer kann sich schon seine Eltern aussuchen? Vermutlich kommt von daher auch meine Abneigung gegen andere Hunde ! Ich mag sie riechen ? aber wehe, wenn ich einem begegne! Das ist so ein Punkt, womit ich nicht nur die Oma, sondern auch meine Familie nerve !
Ich bin schon gut ? aber kein Hund ist vollkommen..!
Mittlerweile ist Freddy 13 Jahre alt - also ein betagter *Senior* und am Wochennede ist es wieder soweit: die Familie fährt in Urlaub und Freddy kommt zu uns....
Die schwerste Turnübung ist immer noch, sich selbst auf den Arm zu nehmen...
Seit dem 25. Oktober ist Freddy nun im Hundehimmel....
So wild und aufregend, wie sein ganzes Leben war, so ruhig hat er diese Welt verlassen...Er mochte schon seit ca. 14 Tagen nichts mehr fressen...außer vielleicht mal eine Scheibe Käse aus der Hand - und hat viel geschlafen... Am letzten Donnerstag mochte er mittags nicht einmal mehr raus, blieb nur auf der Terrasse stehen, als mein Mann ihn in den heimischen Garten lassen wollte.. Habe dann meine Tochter angerufen und die konnte sofort Feierabend machen.. Schwiegersohn 2 Stunden später.. Als der nach Hause kam, konnte Freddy nicht einmal mehr aufstehen ... Auf einem Läufer haben mein Mann und Schwiegersohn ihn ins Auto getragen und dann ging es auf die letzte Reise zum Tierarzt... Aber auch das hat er kaum noch mitbekommen...
Die schwerste Turnübung ist immer noch, sich selbst auf den Arm zu nehmen...
Zitat von MoorgeistDas ist aber sehr traurig. Und 9 Jahre sind ja nun auch kein hohes Alter.
Unsere Lisa wird im Febr. 13 Jahre alt. Aber auch wir müssen wohl irgendwann Abschied nehmen. Hoffen aber, dass es noch eine Weile gut geht.
Aber es kann auch schnell gehen, obwohl sie noch keine gesundheitlichen Probleme hat.
Wie kommst du auf 9 Jahre ?? Freddy war im April 13 Jahre alt und das ist ein schönes Alter für einen so großen Hund .... Obwohl die ganze Familie schon lange damit gerechnet hat- irgendwie waren wir alle ein bißchen traurig....
Die schwerste Turnübung ist immer noch, sich selbst auf den Arm zu nehmen...
Ach, jetzt sehe ich das.. du hattest den Anfang des Urlaubstagebuchs gelesen und damals war er 9 Jahre alt... Guck mal : am Ende habe ich im Sommer geschrieben, dass er mittlerweile 13 Jahre alt ist...Ich habe da kein Tagebuch mehr geschrieben, denn er war auch da schon - für seine Verhältnisse - recht ruhig..
Die schwerste Turnübung ist immer noch, sich selbst auf den Arm zu nehmen...